KI in der Instandhaltung: Von Pilotprojekten zur Praxis

Wie KI die Instandhaltung optimieren kann

Autor: Frank Trompke

Wenn Ausfälle teuer und Fachkräfte knapp sind, kann KI neue Chancen in der Instandhaltung eröffnen. Wir verraten, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und welchen Nutzen Sie erwarten können.

Kaum ein Thema verändert die Industrie derzeit so stark wie künstliche Intelligenz. Und während sie in vielen Bereichen längst erfolgreich eingesetzt wird, beginnt nun die Phase, in der KI auch für Service und Instandhaltung immer relevanter wird. Damit der Schritt von der Vision in die Praxis jedoch gelingt, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Denn meist fehlt es den Unternehmen noch an technischem Know-how, einer verlässlichen Datenbasis oder an klaren Use Cases, die den Einsatz rechtfertigen.

Vom KI-Hype zur praktischen Umsetzung

Neue Technologien starten oft mit einem Hype, erleben Enttäuschungen und finden schließlich ihren Platz im praktischen Einsatz. Genau an dieser Schwelle steht die Instandhaltung mit KI heute. Dabei geht es längst nicht mehr um theoretische Modelle, sondern um praxisnahe Unterstützung, die vom digitalen Reparaturassistenten bis hin zur Vorhersage von Ausfallzeiten reicht.

Die Umsetzung ist jedoch komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Viele Unternehmen kämpfen mit unvollständigen oder inkonsistenten Daten, die zuverlässige Analysen erschweren. Hinzu kommt die Integration in gewachsene IT-Landschaften, in denen Schnittstellen fehlen und Systeme oft nicht miteinander kompatibel sind. Datenschutz und IT-Sicherheit gelten als weitere zentrale Bedenken. Auch schwer erkennbare Fehlerquellen in Lerndaten oder fehlerhafte Programmierungen bremsen die Akzeptanz.

Neben technischen Fragen spielen organisatorische Faktoren eine entscheidende Rolle. Fachkräfte mit kombiniertem Wissen in IT, Datenanalyse und Instandhaltung sind rar, regulatorische Vorgaben erhöhen die Komplexität. Und gerade in Deutschland ist die Sorge um Compliance besonders ausgeprägt. All das macht deutlich: Der Weg von der Pilotphase zur breiten Einführung ist kein Selbstläufer. Er verlangt gezielte Investitionen, eine klare Strategie und vor allem die Bereitschaft, Vorbehalte durch Transparenz und erlebbaren Nutzen abzubauen.

Was KI in der Instandhaltung leisten kann

Das Funktionsprinzip von KI in der Instandhaltung ist einfach, aber wirkungsvoll: Sensoren erfassen kontinuierlich Daten zu Vibrationen, Temperaturen, Geräuschen und Laufzeiten. KI-Algorithmen durchforsten diese Informationsflut und erkennen Muster oder Abweichungen, lange bevor sie für Menschen sichtbar werden.

Doch der Nutzen geht über reine Datenanalyse hinaus. KI kann auch als Wissensbasis dienen, indem sie Erfahrungswerte aus Rückmeldungen, Protokollen und Handbüchern systematisch aufbereitet.

So stehen Techniker*innen im Einsatz nicht nur aktuelle Zustandsdaten zur Verfügung, sondern auch Handlungsempfehlungen, die auf dem gesamten Unternehmenswissen beruhen. Aus all dem ergeben sich konkrete Anwendungsmöglichkeiten, die den Wartungsalltag nachhaltig verändern.

KI-Anwendungen in der Instandhaltung

Condition Monitoring:
Anlagenzustände werden in Echtzeit überwacht, Abweichungen sofort erkannt.
Predictive Maintenance:
Algorithmen prognostizieren den wahrscheinlichen Zeitpunkt eines Ausfalls, sodass sich Wartungen frühzeitig planen lassen.
Prescriptive Maintenance:
KI kann konkrete Maßnahmen vorschlagen, etwa den Austausch eines Bauteils oder die Anpassung von Betriebsparametern.
Assistenzsysteme:
Große Sprachmodelle liefern Schritt-für-Schritt-Anleitungen oder bündeln das gesammelte Wissen aus Wartungsberichten.
Digitale Zwillinge:
Maschinen lassen sich virtuell abbilden, um Wartungsszenarien zu simulieren und Entscheidungen zu objektivieren.

Alle diese Ansätze verfolgen ein gemeinsames Ziel: Ungeplante Stillstände vermeiden, die Lebensdauer von Anlagen verlängern und den Einsatz von Ressourcen optimieren.

Use Case: Reparaturplanung mit KI

Die Ausgangslage

In vielen Unternehmen ist die Planung von Service- und Instandhaltungsmaßnahmen fehleranfällig. Wenn Daten unvollständig oder ungenau sind, kommt es schnell zu Problemen: Einsätze überschneiden sich, Ersatzteile fehlen, Mitarbeitende werden ohne die erforderliche Qualifikation eingeplant. Häufig müssen Reparaturen deshalb abgebrochen oder mehrfach durchgeführt werden. Das treibt die Kosten in die Höhe und verlängert Stillstände.

KI-gestützte Reparaturplanung

Ein Reparaturplanungsassistent auf Basis künstlicher Intelligenz setzt genau hier an. Er analysiert historische Auftrags- und Rückmeldedaten, kombiniert sie mit aktuellen Betriebsinformationen und erkennt daraus Muster. Auf dieser Grundlage unterstützt das System dabei, Reparaturen effizienter und präziser einzuplanen. Es zeigt beispielsweise an, welche Ersatzteile erforderlich sind, welche Qualifikationen ein Team mitbringen sollte und wie sich eine Reparatur zeitlich am sinnvollsten in den laufenden Betrieb integrieren lässt.

Technische Umsetzung

Die Umsetzung erfolgt über Plattformen wie das SAP BTP AI Launchpad. Dort werden die Modelle trainiert, verwaltet und anschließend per Schnittstelle in bestehende Systeme eingebunden. Im Hintergrund stehen ERP- oder SAP-Datenbanken, die die notwendigen Informationen liefern. Für die Anwendenden entsteht daraus ein Frontend in der NEO Suite, das einfach zu bedienen ist und die Planung auf eine fundierte Basis stellt.

Der Nutzen für Unternehmen

Der Reparaturplanungsassistent ermöglicht eine deutlich präzisere Einsatzplanung und trägt dazu bei, ungeplante Ausfälle und Folgekosten zu reduzieren. Gleichzeitig werden Ressourcen wie Personal und Ersatzteile besser genutzt. Am Ende profitieren Unternehmen von einer höheren Anlagenverfügbarkeit und einer spürbar gesteigerten Kundenzufriedenheit.

Chancen und Mehrwerte für Unternehmen

KI kann die Instandhaltung damit auf mehreren Ebenen verbessern. Ungeplante Stillstandskosten lassen sich erheblich reduzieren, weil Ausfälle frühzeitig verhindert werden. Die Verfügbarkeit von Anlagen steigt, da Wartungen gezielt und bedarfsgerecht erfolgen. Auch Ressourcen wie Ersatzteile und Personal werden effizienter genutzt, was nicht nur Kosten senkt, sondern auch den CO₂-Ausstoß verringert.

Darüber hinaus hilft KI, wertvolles Erfahrungswissen zu sichern. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es ein entscheidender Vorteil, wenn neue Mitarbeitende auf systematisch aufbereitetes Wissen zugreifen können. Unternehmen, die KI erfolgreich einsetzen, gewinnen damit nicht nur an Effizienz, sondern auch an Resilienz und Innovationskraft.

Instandhaltungsvorteile mit KI im Überblick

Reduzierte Stillstandskosten: Ungeplante Ausfälle zählen zu den größten Kostentreibern – KI kann Ausfälle frühzeitig verhindern und damit enorme Einsparungen ermöglichen.

Höhere Anlagenverfügbarkeit: Maschinen laufen stabiler, weil Wartungen gezielt und bedarfsgerecht erfolgen.

Effizientere Ressourcennutzung: Ersatzteile werden rechtzeitig bestellt, Serviceeinsätze besser koordiniert. Das reduziert Kosten und den CO₂-Ausstoß.

Wissenssicherung: In Zeiten des Fachkräftemangels hilft KI, Erfahrungswissen systematisch zu sichern und neuen Mitarbeitenden zugänglich zu machen.

Strategischer Wettbewerbsvorteil: Unternehmen, die KI erfolgreich einsetzen, steigern ihre Resilienz und Innovationsfähigkeit.

3 Schritte von der Vision zur Realität

Der Weg zu einer erfolgreichen KI-Nutzung in der Instandhaltung muss bewusst gestaltet werden. Statt mit großen Projekten zu starten, empfiehlt es sich, in klaren Etappen vorzugehen. Drei Schritte haben sich dabei als besonders wichtig erwiesen.

Der erste Schritt besteht darin, eine belastbare Datenbasis zu schaffen. Dazu gehört es, Betriebsdaten systematisch zu erfassen, Stammdaten zu bereinigen und einheitlich zu strukturieren. Ergänzend sollten Feedbackschleifen eingerichtet werden, damit die Systeme kontinuierlich lernen und die Ergebnisse im Laufe der Zeit genauer werden.

Anschließend gilt es, die richtigen Anwendungsfälle auszuwählen. Dabei sollten Unternehmen Szenarien priorisieren, die klaren Mehrwert bieten – etwa die Reduktion von Ausfallzeiten oder eine effizientere Einsatzplanung. Ein gezielter Start mit wenigen, gut geeigneten Use Cases erhöht die Erfolgschancen und erleichtert die Akzeptanz.

Der dritte Schritt betrifft den Aufbau von Kompetenzen: IT, Instandhaltung und Datenanalyse müssen eng zusammenarbeiten, um Lösungen praxisnah zu entwickeln. Schulungen und kleinere Pilotprojekte helfen dabei, Wissen zu vermitteln und Mitarbeitende Schritt für Schritt an den Einsatz von KI heranzuführen.

Unternehmen, die KI erfolgreich einsetzen, steigern ihre Resilienz und Innovationsfähigkeit.

Vom Pilotprojekt zur Skalierung

Viele Unternehmen starten ihre Reise mit einem überschaubaren Pilotprojekt, um erste Erfahrungen zu sammeln. In dieser Phase lassen sich Hypothesen testen, die Datenqualität prüfen und die Machbarkeit unter realen Bedingungen bewerten. Wichtig ist, den Nutzen messbar zu machen, etwa durch Kennzahlen wie reduzierte Ausfallzeiten, gesparte Kosten oder optimierte Ressourcennutzung.

Ist der Mehrwert belegt, folgt die Skalierung. Dabei wird die Lösung sukzessive auf weitere Maschinen, Standorte oder Prozesse ausgeweitet. Ein schrittweises Vorgehen erleichtert die Anpassung an unterschiedliche Rahmenbedingungen und reduziert das Risiko von Fehlschlägen. Gleichzeitig sollten Unternehmen frühzeitig sicherstellen, dass Schnittstellen, Systeme und Prozesse auf eine breitere Anwendung vorbereitet sind.

Entscheidend ist, den Erfolg nicht isoliert zu betrachten, sondern eng mit der übergeordneten Geschäftsstrategie zu verknüpfen. Nur wenn KI-Anwendungen auf strategische Ziele einzahlen, werden sie langfristig zum festen Bestandteil des operativen Alltags und nicht als Einzelprojekte wahrgenommen. Auf diese Weise kann der KI-Einsatz von einer Pilotinitiative zu einem integralen Baustein der Unternehmensentwicklung.

KI wird die Instandhaltung revolutionieren

KI in der Instandhaltung ist längst mehr als ein Versprechen. Mit den richtigen Voraussetzungen lässt sich die Technologie heute erfolgreich einsetzen. Unternehmen profitieren von geringeren Ausfällen, effizienteren Abläufen und gesichertem Wissen. Entscheidend ist jedoch, Schritt für Schritt vorzugehen.

Und wer den nächsten Schritt gehen möchte, kann mit unserem kompakten Workshop Prozesse analysieren, passende Anwendungsfälle entwickeln und so den Weg von der Pilotphase zur erfolgreichen Umsetzung ebnen.

Kontaktieren Sie uns einfach, wenn Sie Fragen zum Thema oder Interesse an unserem Angebot haben.

KI in der Instandhaltung: Von Pilotprojekten zur Praxis

Mit jedem zusätzlichen Sensor, jeder erfassten Anomalie und jeder analysierten Rückmeldung wächst...
Mehr erfahren

Instandhaltungstage Dortmund 2026

Erleben Sie die Axians NEO Suite live auf den Instandhaltungstagen 2026 in Dortmund – parallel zur...
Mehr erfahren
Maintenance Messe 2026

Maintenance Messe 2026 in Dortmund

Wir sind auf der maintenance Dortmund 2026 und freuen uns auf den Austausch zur digitalen...
Mehr erfahren